Vogelmassaker bei Olivenernte, massenhafter Vogelmord bei Ernte, stimmt das?

Vogelmassaker im Olivenhain

… und ist Olivenöl überhaupt vegan ?
Die Entstehung eines Medien-Mythos.

Am 01.06.2019 titulierte der Stern Online großspurig: Millionenfacher Vogelmord – das dunkle Geheimnis des Olivenöls“ und schon war es soweit, ein Mythos war geboren ! Um dem ganzen die nötige Würze zu verleihen ergänzte das Blatt mit einer weiteren Behauptung: „Dabei wäre das Massaker leicht zu verhindern, doch die Bauern verdienen zu gut am Vogelmord“ und schon waren die Übeltäter entlarvt und stigmatisiert ! Jetzt hatte jeder Veganer ein neues NoGo (Olivenöl) und ein neues Feindbild: den gierigen und skrupellosen Olivenbauern.

Dabei war doch die Faktenlage so dünn wie das Eis bei einem Spätfrost im Mai. Alles begann 2017 mit einem Alarm von der spanischne Ökobewegung „Ecologistas en Acción“ um die Behörden auf ein neuartiges Phänomen aufmerksam zu machen: Um die überreifen Oliven weniger zu gefährden und größere Flächen in kürzerer Zeit abernten zu können, begannen die Produzenten nachts zu ernten – mit riesigen Maschinen. Wie die Reinigungsbürsten in einer Autowaschstraße umfassen die Erntemaschinen die in Reih und Glied gepflanzten Olivenbäume in diesen Kulturen von zwei Seiten, schütteln sie und saugen die Früchte von den Ästen. Singvögel, die in großer Zahl zur Erntezeit von November bis März in Spanien überwintern und in den Bäumen schlafen, hatten dabei kaum eine Überlebenschance. Die starken Scheinwerfer während der Nachternte blenden die Vögel zudem, so dass sie meist nicht einmal versuchen, dem näher rückenden Inferno fliegend zu entkommen.

Soweit das was die Tierschützer vermuteten. Daraufhin wurde ein Gutachten erstellt, das allerdings nicht als offizielles Dokument der Regionalregierung veröffentlicht wurde, wie die Behörde betont. Das inoffizielle Ergebnis ist jedoch eindeutig. Bei der nächtlichen Olivenernte in superintensiven Plantagen handle es sich um ein Problem mit weit reichenden Folgen: »Die Auswirkungen auf die Umwelt gehen über die geografischen Grenzen Andalusiens und Spaniens hinaus und betreffen auch Umweltwerte in verschiedenen anderen Ländern der Europäischen Union«, heißt es in dem Gutachten, das von Ecologistas en Acción online gestellt wurde. Darin wird etwa darauf hingewiesen, dass die Praxis der nächtlichen Ernte mit Großmaschinen und Scheinwerfern wahrscheinlich illegal ist, weil sie einen Verstoß gegen die europäische Vogelschutzrichtlinie darstellt, an die alle Mitgliedstaaten gebunden sind.

Aus Leserbrief wurde eine „Studie“

Die Umweltexperten haben in einigen Plantagen bis zu 100 tote Vögel pro Hektar gezählt und hochgerechnet, dass in ganz Andalusien »selbst bei konservativer Schätzung in jedem Jahr 2,6 Millionen Vögel betroffen« seien.

Während die Analyse anfangs nur lokal Beachtung fand, änderte sich dies durch einen Brief, den die portugiesische Biologin Vanessa Mata und ihr Kollege Luis P. da Silva an das renommierte Journal »Nature« schickten und den das Magazin veröffentlichte. Darin verweisen die Forscher auf die spanische Analyse und auf eine ähnliche Untersuchung in Portugal, die eine Zahl von rund 100 000 getöteten Vögeln ergab.

Obwohl die beiden besorgten Wissenschaftler lediglich die spanischen Ergebnisse zitierten und keine eigenen Erkenntnisse präsentierten, brachte der kurze Brief den Durchbruch in der öffentlichen Beachtung des Problems. In Europa erschienen vielfältige Artikel, die sich auf den Leserbrief an »Nature« bezogen, der allerdings oft falsch als Studie bezeichnet wurde. »Millionenfacher Vogelmord – Das dunkle Geheimnis des Olivenöls« titelte etwa der »Stern«, »Millionen Vögel zu Tode gesaugt« der britische »Independent«.

(Beispiel einer von Großkonzernen betriebenen Intensivplantage)

Italien und Frankreich offenbar kaum betroffen

Genauere Aufschlüsse über das tatsächliche Ausmaß der Gefährdung von Zugvögeln könnte es bereits vor der nächsten Olivensaison geben. Denn zeitgleich mit dem vorläufigen Verbot der Nachternte hat die andalusische Regionalregierung im Herbst eine offizielle wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag gegeben, an der die spanische Vogelschutzorganisation SEO/Birdlife beteiligt ist. Die Freilandarbeiten sind gerade abgeschlossen. Eine Einschätzung soll in nächster Zeit vorliegen.

In Italien, hinter Spanien weltweit zweitgrößter Olivenölproduzent, spielt die nächtliche Ernte mit Absaugmaschinen offenbar noch keine Rolle. Auch in Frankreich gibt es nach Angaben der Vogelschutzorganisation LPO bisher keine Probleme mit der neuen Methode. Die Olivenernte werde weitgehend noch eher traditionell betrieben. Allerdings stehe die französische Landwirtschaft ebenfalls unter erheblichem Intensivierungsdruck, so dass die Entwarnung nur vorläufigen Charakter habe.

Olivenöl bleibt soweit vegan…

In letzter Analyse ist dieses Problem einfach zu erklären und zuzuordnen. Zu erst das warum: Großkonzerne im Olivenölgeschäft haben eine Priorität, so viel Olivenöl wie möglich zu produzieren und zum billigsten Preis ! Dabei steht die Qualität des Olivenöls sicher nicht an erster Stelle, sondern nur die Ausbeute. Nun das wie: die Oliven müssen so reif wie möglich geerntet (Dezember) werden damit sie die größt mögliche Öl-Ausbeute ergeben, das Öl ist dann minderwertig aber „mild“, so wie es der deutsche Kunde mag. Damit die Schäden durch Oxidation im Rahmen bleiben, muss schnell geerntet werden, deswegen die riesigen Maschinen die sich kein normaler Bauer leisten kann, und am besten bei kühlen Temperaturen, damit die Säure-Werte des Olivenöls nicht über die zugelassenen werte für Extravergine schießen. Dann gilt auch dieses minderwertige Öl noch als Extravergine und kann ab € 4,- die Flasche über die Supermarkttheke gehen. In den großen Spanischen Anlagen wird das Öl zurechtgepanscht (dort ist es erlaubt) und wandert per Schiff zu den Abfüllern in der ganzen EU. Natürlich gibt es auch in Spanien genug Bauern die ein ausgezeichnetes Olivenöl produzieren, so wie es die zahlreichen jährlichen Preisauszeichnungen belegen. Somit ist das Hauptproblem identifiziert, es sind nicht die gierigen Bauern, sondern ein System was Preisgetrieben funktioniert, da der normale Bauer, der in mühseliger Handarbeit seine Ernte einfährt, niemals in der Lage sein wird zu solchen Preisen zu produzieren. Letztendlich hat es der Kunde in der Hand, auch der Vegane. Es geht nicht darum ein Produkt in toto zu verteufeln, sondern die richtige Wahl zu treffen und von der Massenware in den Supermärkten fern zu bleiben.

 

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